TW: Im folgenden Artikel wird der Umgang mit einer Krebserkrankung geschildert. Einige Leser*innen könnten das beunruhigend finden. Informationen und Ressourcen für Betroffene sind verfügbar unter:
Österreichische Krebshilfe: https://www.krebshilfe.net
Lea ist erst 14 Jahre alt, als bei ihr Eierstockkrebs diagnostiziert wird. Eine Diagnose, mit der die Jugendliche und ihre Eltern nicht gerechnet haben. Lea ist schockiert über den Befund. Die 14-Jährige hat Angst und macht sich Sorgen um ihre Zukunft. Inzwischen ist sie geheilt. Sie teilt mit dem BAM-Magazin ihre Erfahrungen.
„Offener Umgang ist wichtig“
Auf die Frage, ob es für Lea unangenehm wäre, über ihre vergangene Krankheit zu sprechen, antwortet sie: „Ich gehe ziemlich offen damit um. Ich finde, ein offener Umgang damit ist wichtig.“ Es ist nicht das erste Mal, dass die 22-Jährige über ihre damalige Krankheit spricht. Ein Jahr nachdem sie ihre Krankheit besiegt hat, hat sie ein Radiointerview über ihre Erfahrungen mit Krebs gegeben. Trotz der Freude darüber, ihre Geschichte zu teilen, macht sich ein wenig Nervosität in Lea breit: Sie blickt in die Kamera und beginnt mit ihren Fingern zu knacken. Dann macht sie es sich auf ihrem Sofasessel bequem und trinkt noch einen Schluck Wasser, bevor das Interview startet.
Die Ungewissheit
Im März 2014 verspürt Lea das erste Mal Schmerzen im Unterleib. Permanent ist ihr Bauch hart und sie fühlt sich aufgebläht, als wäre sie schwanger. Im April sucht sie das erste Mal einen Arzt auf. Er versichert ihr, es handle sich nur um Blähungen und verschreibt Medikamente dagegen. Doch die Schmerzen bleiben trotz Medikamente. Eine Blutabnahme im Krankenhaus zeigt: Lea hat extrem hohe Entzündungswerte. Den Verdacht, dass es sich um einen Tumor handeln könnte, hatte die damals 14-Jährige nicht.
Und dann die Diagnose Eierstockkrebs
Lea wird in ein weiteres Krankenhaus überwiesen, wo Testungen wie Ultraschall und Magnetresonanztomographien (MRTs) durchgeführt werden. Als der Oberarzt sie gemeinsam mit ihren Eltern zu einem Gespräch in einem Extrazimmer bittet, ahnt Lea bereits, dass etwas nicht stimmt. Das Ergebnis ist laut ihren Aussagen das Schlimmste gewesen, das sie sich hätte vorstellen können: Krebs. Die Schülerin hat einen Tumor auf ihrem linken Eierstock. Es ist ein Schock für sie und ihre Eltern. Lea erinnert sich noch gut an den Moment:
Als sie am folgenden Tag nochmal über alles nachdenkt, bricht sie in Tränen aus. Die damals 14-Jährige weiß nicht, wie sie mit der Situation umgehen soll.
Krebserkrankungen in Österreich
Inzidenz: Anzahl der neu auftretenden Erkrankungen innerhalb einer Personengruppe von bestimmter Größe während eines bestimmten Zeitraums
Mortalität: Verhältnis der Zahl der Todesfälle zur Zahl der statistisch berücksichtigten Personen
5-Jahres-Prävalenz: Zahl der zu einem gegebenen Stichtag lebenden Personen, die innerhalb der fünf vorhergehenden Jahre neu an Krebs bzw. einer bestimmten Krebsdiagnose erkrankt sind.
Unterstützung von jeder Seite
Nicht nur Lea ist überfordert mit der Situation, sondern auch ihre Familie. Ihre Eltern fühlen sich aufgrund des Schocks hilflos und wissen nicht, was zu tun ist. Eine Freundin ihres Vaters arbeitet im Krankenhaus und bietet ihre Unterstützung an. Sie begleitet die Schülerin während des gesamten Prozesses. „Das hat es wirklich leichter gemacht. Sie kannte sich aus und wusste, was zu tun ist und wohin wir müssen. Es hat geholfen, uns alle runterzuholen“, erinnert sich Lea. Ihr Vater teilt ihren Gesundheitszustand ihrer Klasse mit. Lea erfährt ausschließlich guten Zuspruch von ihren Klassenkamerad*innen. Es werden ihr Briefe und Videos geschickt, um sie aufzuheitern.
Im Kampf gegen den Krebs
Nach dem langwierigen Feststellungsprozess und dem ersten Emotionschaos wird Lea Ende Mai operiert. Es handelt sich um eine komplizierte Operation, bei der ihr Tumor am Eierstock entfernt wird. Es besteht die Gefahr, dass nicht der gesamte Tumor weg ist und die Krankheit trotz der Operation noch „ausstrahlt“. Die Folge wäre der Ausbruch einer möglichen anderen Art von Krebs. Als Vorsichtsmaßnahme muss sich Lea deshalb einer Chemotherapie unterziehen. Zwei Wochen verbringt sie stationär im Krankenhaus, mit einer Woche Pause dazwischen. Die Jugendliche hängt dabei die meiste Zeit an einem Tropf. „Schmerzen habe ich direkt dabei nicht gespürt. Man merkt das eigentlich kaum“, erzählt Lea. Lächelnd sagt sie: „Überraschenderweise habe ich mich währenddessen sehr gut gefühlt.“ Familie und Freund*innen sind stolz auf die positive Einstellung der Jugendlichen.
Der Fels in der Brandung
Die wichtigsten Menschen für Lea sind in dieser Zeit ihre Mama, ihr Papa und ihre Schwester. Sie geben ihr Zuversicht, helfen dabei, sie abzulenken und motivieren die Jugendliche stark zu bleiben. Ihre Mutter erinnert sich: „Es war wirklich eine schwierige Zeit. Wir haben alle auf stark getan, um Lea Mut zu machen und sie zu motivieren. Eigentlich waren wir aber währenddessen ununterbrochen extrem in Sorge.“ Leas Mama verbringt jede freie Minute bei ihrer Tochter im Krankenhaus. Die Anwesenheit und Besuche ihrer Liebsten helfen, diese schwere Zeit zu überstehen.
Sieg über die Krankheit
Die Augen von Lea leuchten, lächelnd schaut sie in die Kamera: „Der Moment, als ich das Krankenhaus nach meiner allerletzten Untersuchung verlassen habe, war unbeschreiblich. Es war ein gutes Gefühl. Es war ein erleichterndes Gefühl.“
Veränderungen
Auf die Frage, ob sich ihre Lebenseinstellung verändert hat, reagiert sie etwas verlegen: „Ich würde gerne sagen, dass sich dadurch meine Einstellung positiv verändert hat, aber ich glaube, ich lebe das nicht so aus, wie ich es manchmal gerne hätte“.
Blick in die Zukunft
An Spätfolgen leidet Lea heute nicht mehr.
Eine Botschaft
Was Lea vor allem krebskranken Kindern und Jugendlichen mitgeben möchte, Kommunikation mit seinen Lieben ist extrem wichtig – über alles, was einem am Herzen liegt. Menschen gehen unterschiedlich mit der Krankheit um, aber es ist nie ein Fehler, darüber zu sprechen. Soziale Kontakte, sei es über das Smartphone oder der direkte Kontakt, haben der heute 22-Jährigen geholfen, damals nicht in eine Depression zu verfallen. Lea hat erst Jahre nach dem Sieg über die Krankheit psychologische Hilfe in Anspruch genommen. Sie ist sich sicher, es wäre hilfreich gewesen, sich schnellstmöglich professionelle Unterstützung zu suchen.
„Ich habe es im Unterbewusstsein gehabt, dass etwas nicht stimmt und ich wäre gerne früher zum Arzt gegangen. Vielleicht wäre dann etwas anders oder weniger schlimm abgelaufen.“
Zitat von Lea
Einige haben sie anfangs nicht ernst genommen, doch im Endeffekt hat – wie so oft im Leben – ihr Bauchgefühl Recht gehabt.